Kantine »Festival«

Hegemonie und die Crux mit dem bizarren Alltagsverstand


Anne Steckner

Eigentlich banal: Die Auseinandersetzungen darüber, wie und wohin sich eine Gesellschaft entwickeln soll, müssen durch diese Gesellschaft hindurch: ideologisch, wissenschaftlich, alltagskulturell. Mehrheiten für grundlegende Veränderungen zu gewinnen und tragfähige Bündnisse zu schmieden, ist zuweilen mühsame politische Arbeit. Dafür, sagte der unermüdliche Aktivist und Parteistratege Antonio Gramsci, muss der Alltagsverstand der Menschen kritisch aufgearbeitet werden, um dessen guten Kern, den buon senso freizulegen und sich mit ihm zu verbünden. Kein leichtes Unterfangen, ist doch der Alltagsverstand eine »bizarr zusammensetzte Weltauffassung«, ein disparates Denken, Fühlen und Betrachten. Zugleich sagt Gramsci »alle Menschen sind Intellektuelle« und fordert auf, dieses Diktum ernst zu nehmen. Er zeigt, wie (Herrschafts-)Ideologie – auch in unseren eigenen Köpfen und Herzen und unserem Handeln – verankert ist, plausibel gemacht wird. Und ebenso, wo Risse und Widersprüche entstehen, an denen sich politisch anknüpfen lässt.

Anne Steckner ist Politikwissenschaftlerin, Autorin und Bildungsreferentin. Ihre Leidenschaft ist die Übersetzung komplexer Theorie in gut verständliches und vielen Menschen zugängliches Bildungsmaterial. Ihre Schwerpnkte sind Ökonomie, Feminismus und Kommunikation.

Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag beginnt bei 00:29:40.